Siehst du mich?

Eigentlich eine Dauerfrage unseres Lebens – und nicht nur die junger Menschen, wenn sie sich in sozialen Netzwerken tummeln. Wir suchen alle Aufmerksamkeit, Anerkennung und fragen: genüge ich? Die Frage, ob wir perfekt sind und allen Ansprüchen genügen, treibt viele an und wird zur Dauer(an)frage, weil sie aus menschlicher Perspektive niemals vollumfänglich mit „ja“ beantwortet werden kann.

Unperfekt. Nicht gradlinig, möglicherweise sogar krisenhaft. Wie im Leben von Hagar, der Magd von Abraham und Sara. Erzählt wird uns eine Geschichte, in der alle Beteiligten Fehler machen, kleine und große. Schließlich kommt es zum Zerbruch. Hagar, von der Genesis 16 erzählt, leidet dabei mehr als Abraham und Sara. Letztlich geht sie davon mit ihrem Sohn Ismael.

Ähnliche Erfahrungen kennen vermutlich viele unter uns. Wenn Beziehungen zerbrechen, man als Verlierer dasteht, Gott weit weg scheint.

Du siehst mich!

Hagar macht die Erfahrung, dass sie dennoch nicht allein ist. In ihrer Unperfektheit, in der Krise, im Scheitern. „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (Gen 16,13), sagt sie. Weil sie spürt, weil sie erfährt, Gott ist da. Er kümmert sich dennoch. Sie nennt ihn „El Roi“ – ein Gott der mich sieht, welch großartiger Namen für Gott. 
Stark und beeindruckend! Trotz allem. Sie erkennt, benennt und wird so zur Ermutigerin für uns.

Und wie Du mich siehst, Gott!

Kennt Ihr Kintsugi? Eine alte japanische Methode, Zerbrochenes wieder zusammenzufügen. Die Schale ist nicht wie zuvor. Bruchlinien bleiben sichtbar. Und doch ist wunderbar Neues entstanden, eine Kostbarkeit. Vergoldet. Gott selbst lässt aus Zerbrochenem Neues entstehen. Es wird nicht wie zuvor, das gilt für Hagar und uns. Doch es ist kostbar und wertvoll.

Gott sieht Dich. Du bist nicht allein. Er lässt Neues entstehen. Narben bleiben, aber auch Hoffnung und Zuversicht.

In diesem Sinne ein gesegnetes, erfüllendes und berührendes neues Jahr mit neuen Chancen, andere Wege zu gehen, Gemeinsames zu suchen und damit zu rechnen, dass Gott Dich sieht.

Hansjörg Kopp

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